Athletenkarrieren antiker Athleten haben nicht viel länger als zehn bis zwölf Jahre gedauert – Ausnahmen bestätigen auch hier lediglich die Regel – Die panhellenischen Feste beispielsweise wurden jedoch nur alle vier bzw. zwei Jahre abgehalten. Allein aus diesem Umstand wird ersichtlich, wie wichtig es war die Reise gut zu planen. Denn neben den vier (später mind. sechs) panhellenischen Festen, gab es eine Unmenge anderer, auch gesamtgriechischer Feste, die besucht werden wollten und bei denen man die begehrten Kränze und Preise erringen konnte.

     

    Der antike Wettkampfumlauf (periodos ) ist somit durchaus vergleichbar mit dem heutigen Grand Slam im Tennissport. Am Anfang eines jeden Jahres steht das Turnier in Melbourne auf dem Plan, es folgt  im Frühling Paris und danach Wimbledon. Am Ende des Jahres trifft man sich in New York. Zwischen den großen Turnieren bleibt den Tennisspielern die Wahl unter mehreren kleinen Turnieren. Die individuellen Fähigkeiten spielen heute eine große Rolle. Die Reise stellt kaum noch Probleme dar. Im Jahr 2001 haben insgesamt 687 Tennistuniere weltweit stattgefunden (Quelle: www.tennis-statistiken.de).

    Bei der großen Anzahl antiker Sportfeste und bei der immer größer gewordenen Konkurrenz traf bekam die Organisation in der Kaiserzeit ganz großes Gewicht. Es ist anzunehmen, dass jede antike Stadt mindestens einen Agon austrug. Leider sind die Informationen aus den Quellen nicht so lückenlos. Von viele großen Städten des Reiches wissen wir, dass sie mindestens 11 Sportfeste veranstalteten (Ephesos), von anderen liegen uns gar keine Infos vor..

    Zu einigen Agonen liegen uns jedoch sehr ausführliche Informationen und Daten vor, so dass wir beispielsweise den Austragungsrhythmus (4-jährig (penteterisch) oder 2-jährig (trieterisch)) festlegen können; wir kennen die Jahreszeit der Austragung; wir wissen wann manche Feste begründet wurden; wir kennen das Ende einiger Feste; gleiches gilt für Disziplinen, Organisation etc. Von den weit über 500 Festen, die im wahrscheinlich im 2. Jahrhundert n. Chr. im Römischen Reich stattgefunden haben, haben wir von nicht einmal 10% der Feste genug Informationen, um ein vollständiges Bild zu erstellen.

    Eine der wichtigsten Informationsgattungen sind die Siegerinschriften. Verknüpft man die Daten aus den Inschriften, berücksichtigt man zudem die Möglichkeiten der Reise und die geographischen Gegebenheiten, so lassen sich zumindest was Austragungsdatum, Wettkampfkalender, Rang der Wettkämpfe etc. betrifft, einiges aussagen.

 

    Die Arbeit ITINERA ATHLETARUM versucht diese Verknüpfungen vorzunehmen. Dabei werden insbesondere die allgemeinen politischen Bedingungen, die Möglichkeiten der Reise und des Verkehrs, so wie der Wettkampfkalender in Verbindung gebracht.

    a) Die politischen Umstände beispielsweise haben sich mit der Kaiserzeit im Vergleich zur vorrömischen Epoche erheblich verändert. Während der Kaiserzeit haben über 70 Kaiser das politische Bild stark beeinflusst und jeder hat nach seinem Credo die agonistische Landschaft gestaltet.

    b) Die Möglichkeiten der Reise in der Kaiserzeit war enorm. Der systematische Ausbau der Strassen des Reiches sowie der Häfen, die vordergründlich aus militärischem Interesse durchgeführt wurde, hatte auf die Reise der Privatleute größten Einfluss. Die Seereise wurde zur ersten Beförderungsart. Man reiste schnell und ‚relativ’ bequem. Die Gefahren, die in vorrömischer Zeit auf den Meeren bestanden, sind mit der Schutzmacht Rom fast komplett verschwunden. Lediglich die Natur konnte von den Römern nicht kontrolliert werden.

    Leider besitzen wir keine antiken Athletenitinerarien. Sie liegen uns hauptsächlich von Personen des Kaiserhauses vor; Privatreisen wurden nicht oder nur selten dokumentiert. Eine solche Privatreise beispielsweise erhalten wir aus der Apostelgeschichte.

    Natürlich spielen die Festorte eine ausserordentliche Rolle. Sie werden bezüglich Ursprung, Datierung, Dauer, Organisation, Anreise (zur See oder über Land), Rang des Festes etc. genauer betrachtet. Ausgewählt wurden natürlich die Orte der periodos : Olympia, Delphi, Isthmos/Korinth, Nemea/Argos (Nemeen und Heraia bzw. Schild von Argos) – Athen (Panatheneen) – Nikopolis (Aktien), Neapel (Sebasta), Rom (Kapitolia), – Ephesos (Olympia, Hadrianeen, Balbillea), - Koina Asias und Antiochia (Olympien).

    Es wird versucht diese Feste in einem Wettkampfkalender unterzubringen, so dass man Austragungsrhythmus und Abfolge bzw. Jahreszeit der Austragung nachvollziehen kann.

    Insgesamt darf die große Identitätsgebende Aufgabe der griech. Feste nicht übersehen werden; deren Nutzen für die römischen Besatzer bzw. für den Kaiserkult der Provinzstädte; der wirtschaftliche Nutzen der Feste für die austragende Stadt bzw. für die gesamte Region – was im Gegenzug natürlich auch Kosten mit sich brachte.

    Dem antiken Athleten standen zahlreichen kleinere wie größere, regional begrenzte wie überregional bekannte Kranz- oder Preisagone offen. Dort konnte er sein Können unter Beweis stellen, dort konnte er sich seinen Lebensunterhalt verdienen. Dabei wurde die Auswahl der Wettkämpfe nicht allein durch das Können des Athleten und durch sein Verlangen nach Ruhm, Ehre und Geld bestimmt. Auch die Aussichten auf eine machbare Reise und die zu erwartenden Strapazen mussten letztendlich berücksichtigt werden.

    Die Rekonstruktion einzelner Athltenkarrieren anhand verschiedener Inschriften ist ein schweres unterfangen. Die zeitliche Abfolge der errungenen Siege; die recht partikuläre Zusammensetzung des Quellenmaterials bzw. die Unvollständigkeit der zur Verfügung stehenden Informationen verlangen teilweise epigraphische Verränkungen.

    Die meisten Inschriften folgen einer ihr eigenen Systematik, die es zunächst gilt, festzustellen. Die Siege werden entweder nach dem Rang geordnet; oder geographisch; oder chronologisch; meistens jedoch ist es ein Mischmasch aus allen drei Ordnungen. Inschriften weisen Lücken auf, wo der Stein weggebrochen ist; Auslassungen sind, wo aus welchen Gründen auch immer eine Lücke gelassen oder ein Name getilgt wurde etc. Ergänzungen können teilweise auf Erkenntnisse basieren, die bei der Analyse von Reise, Verkehr etc. erreicht wurden..

    Titus Flavius Archibios:

  'Agaqh=i tu/xhi.

   ¥ H filose/bastoj kai\ filorw/ma[ioj 'Ale]-

  candre/wn peripolistikh\ eusebh\[j su/nodoj]

4 etimhsen T. Fla/ouion Kur( ei/n#) ¥Arxi/bion to\n [-   -]

'  Alecandre/a, arxiere/a dia\ bi/ou tou= su/mp[antoj custou=],

  paradoconi/khn, nikh/santa th\n sk§ olu[mpia/da kai\]

  th\n ska§ olumpia/da andrw=n pagkra/t[ion kai\ en]

8 ¥ Rw/mhi ta\ mega/la Kapetw/leia th\n tri/th[n pentaethri/da]

  agenei/wn pagkra/tion stefanwqe/nta ka[i\ th\n teta/rthn]

  andrw=n pagkra/tion nikh/santa kai\ th\n pe/mp[thn andrw=n]

  pagkra/tion stefanwqe/nta kai\ th\n e/kthn o[moi/wj andrw=n]

12 pagkra/tion stefanwqe/nta prw=ton anqrw/pw[n! ta\ en -  -]

   ¥Hra/kleia epini/kia autokra/toroj Ne/roua Traianou= K[ai/saroj Sebastou=]

  Germanikou= Dakikou= stefanwqe/nta andrw=n pagkra/[tion! Pu/qia agenei/wn]

  pagkra/tion kai\ th=i ech=j puqia/di andrw=n pa/lhn kai\ p[agkra/tion kai\ th=i]

16 ech=j andrw=n pagkra/tion prw=ton anqrw/pwn! Ne/meia p[ai/dwn pagkra/tion]

  kai\ tri\j kata\ to\ ech=j andrw=n pagkra/tion prw=ton an[qrw/pwn -  9  -]

  andrw=n pagkra/tion!  '/Aktia agenei/wn pa/lh<n> pagkra/t[ion kai\ num. kata\]

  to\ ech=j andrw=n pagkra/tion prw=ton anqrw/pwn! Ne/an p[o/lin agenei/wn]

20 pagkra/tion kai\ di\j kata\ to\ ech=j andrw=n pagkra/tion! [-    8    -agenei/]-

  wn pa/lhn pagkra/tion kai\ di\j kata\ to\ ech=j andrw=n pa/lhn pagkr[a/tion, kai\ th=i ech=j]

  andrw=n pagkra/tion prw/ton anqrw/pwn ta\ en 'Efe/swi Balbi/lleia [andrw=n pa/lhn pug]-

  mh\n pagkra/tion prw=ton anqrw/pwn kai\ to\n en 'Antioxei/ai iero\n pen[taethriko\n agw=na]

24 'Aktiakw=n pai/dwn pagkra/tion kai\ th=i ech=j pentaethri/di agen[ei/wn pa/lhn kai\ pug]-

  mh\n kai\ th=i ech=j andrw=n pagkra/tion kai\ th=i ech=j omoi/oj and[rw=n pagkra/tion]

  prw=ton anqrw/pwn! Smu/rnan koino\n 'Asi/aj agenei/wn pa/[lhn pagkra/tion]

  kai\ to\n en 'Alecandrei/ai iero\n pentaethriko\n agw=na 'Ak[tiakw=n pai/dwn]

28 pagkra/tion kai\ meta\ mi/an pentaethri/da andrw=n pa[gkra/tion]

  kai\ th=i ech=j omoi/wj pagkra/tion kai\ thi e[ch=j - - -]

  andrw=n pa/lhn pagkra/tion prw=ton anqrw/pwn! e/xe[i de\ kai\ th\n ec]

/'  Argouj aspi/da kai\ a/llouj plei/stouj pentaethrik[ou\j agw=naj]

32 pai/dwn, agenei/wn, andrw=n pa/laj kai\ pagkra/tia.

 

 

 

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